(572) Funino ist nicht alles

Funino. Ja oder nein? Ich trainiere diese hochgelobte und weltweit gefeierte Spielform (Vier gegen Vier, Drei gegen Drei, Zwei gegen Zwei, kleines Spielfeld, vier Tore) mittlerweile seit geraumer Zeit mit den F-Junioren der SG Nieder-Roden. Und ich sehr klar die Vorteile: Die Jungs (und Mädels) haben viel mehr Ballkontakte, sind mehr gefordert und ständig in Bewegung. Klasse! Und die Kids haben auch jede Menge Spaß dabei. Weil sie eben oft am Ball sind – und in der Regel viele Tore fallen. Durch Corona hatten ich leider noch nicht das Vergnügen, mal mit einem oder zwei Teams der SGN an einem Funino-Turnier teilzunehmen, die Umsetzung dieser Spielform fand bisher demnach nur im reinen Trainingsbetrieb statt.

Doch auch so ist mir mittlerweile bewusst geworden: Ja, Funino ist toll – aber Funino ist auch nicht alles. Kürzlich bestritten wir mit den F-Junioren ein Freundschaftsspiel – nach altem Muster, Sieben gegen Sieben auf E-Jugendtore. Dreimal 15 Minuten mit anschließendem Neunmeterschießen. Und mir fiel auf: Den Kids ist der Teamgedanke abhanden gekommen. Es bildeten sich auf und neben dem Platz Grüppchen, zum Teil sogar in der Formation, die unter der Woche miteinander trainiert – eine Zeitlang durften aufgrund von Corona schließlich nur fünf Kinder gemeinsam miteinander auf den Übungsplatz. Und auch beim Neunmeterschießen fehlte mir anschließend der Zusammenhalt. Und die Frage eines Jungen vor wenigen Tagen gab mir schließlich den Rest: „Trainer, bei der EM spielen die auf zwei Tore. Wieso spielen wir auf vier?“ Tja…

Noch weiß ich nicht, welche Spielform die F-Junioren in der neuen Saison erwartet. Reine Funino-Liga, reine Liga mit Sieben gegen Sieben oder beides gemischt? Ich bin weiterhin für eine Funino-Runde. Aber ich werde spätestens alle zwei oder drei Wochen ein Spiel Sieben gegen Sieben bestreiten. Um den Zusammenhalt zu fördern und um den traditionellen Fußball zu vermitteln. Zumal mir im Unterschied zur weitverbreiteten Meinung in den jüngsten Spielen nicht aufgefallen wäre, dass immer nur die gleichen, weil stärkeren, Kinder am Ball sind. Jedenfalls nicht bei den F-Junioren. Und wenn doch, ist es die Aufgabe der Trainer, diese auch einmal auszuwechseln. Stichwort Fair-Play.

Achja, die Fair-Play-Liga. Auch dazu habe ich mir einige Gedanken gemacht. Aber dazu kommen wir dann das nächste Mal.

(piste)